Freitag, 3. November 2017

how i changed my route - again


und über mir tanzen die Polarlichter




Als ich aufwache ist die Temperatur am Gefrierpunkt. Ich befinde mich weit oberhalb des Polarkreises, nahe Tromso. Der Herbst hat mich schon lange eingeholt und der Winter steht vor der Tür. Am Morgen kriecht mir die Kälte bis ins Knochenmark. Mit steifen Fingern versuche ich das Brot zu schmieren. Die Butter ist hart wie Stein. Um warm zu werden tanze ich beim frühstücken über den Parkplatz - ohne Musik. Handschuhe aus, abbeißen, Handschuhe an, tanzen und wieder von vorn. Die geplante Route führt ans Nordkap, über Finnland nach St.Petersburg und runter durch das Baltikum. Das klingt kalt.




Wieso fahre ich nicht einfach in den Süden, wo es warm ist?Ja, warum eigentlich nicht? Pläne kann man ändern und verwerfen. Das Leben wird doch erst so richtig spannend, wenn man es auf den Kopf stellt.

Die Idee in den Süden zu fahren dreht sich in meinem Kopf und ist schneller beschlossen als vernünftig ist. Ich werfe also meinen Plan über den Haufen. Das Kartenhaus, das ich sorgfältig aufgebaut habe, lasse ich zusammenfallen und bin gespannt wie ich es neu aufbauen werde.

Die letzen Monate vergehen wie im Flug. Ich bade in den schwedischen Seen, wandere die Schuhsohlen platt in den norwegischen Bergen und gleite im Kanu durch türkises Wasser. Seit ich im Juli Richtung Norden gestartet bin, ist jeder Tag geprägt von neuen Eindrücken, fantastischen Landschaften und atemberaubenden Ausblicken. Ich lebe mich ein, der Bus ist mein Zuhause.



Ich parke auf dem Kamm einer Bergkette mit Blick ins Tal. Die Farben haben gewechselt und das saftige, grüne Norwegen, das man von den Fotos kennt ist rostrot und gelb in herbstliche Farben getränkt.
Als die Nacht hereinbricht weiß ich, dass ich noch nicht schlafen darf. Etwas besonderes wartet auf mich. Zuerst sehe ich einen leichten grünen Schleier über der dunklen Bergsilhouette. Ich steige aus dem Bus und - als hätten sie auf mich gewartet - fangen die Lichter an zu leuchten. Erst ein kleines, dann ein weiteres und dann hüpfen sie über die gesamte Weite des Himmels.
Ich lege mich auf das Dach des Busses und die Polarlichter tanzen über mir. Ein Konzert aus grünen, weißen und rosa Lichtern leuchtet neben den Sternen. Diese unbeschreibliche Schönheit lässt dicke Tränen über meine Wangen kullern. Eine ganze Weile später – ich verliere die Zeit - es können wenige Minuten oder mehrere Stunden vergangen sein, merke ich, dass ich am ganzen Körper zittere. Die Nacht ist kalt, aber die Nordlichter haben es mich vergessen lassen.



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